28.01.2016taz. die tageszeitung


Absolute Beginner



Die „European Business Academy“ mit Sitz am Innsbrucker Platz hat zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Die Stellenbeschreibung: Kulturelle Coaches und Deutschlehrer für Flüchtlinge ab sofort, bei übertariflicher Bezahlung.

„Sie wollen den Jungs also Deutsch beibringen, ja?“, begrüßt mich der circa 27-Jährige, der die Personalgespräche macht, mit einem legeren Handschlag. Ich schüttele den Kopf. „Ich habe mich als Coach für interkulturelle Kompetenzen beworben.“ Er sieht mich verdutzt an und tippt etwas in die Suchmaske seines Computers. „Ach ja, Coach. Erst mal aber müssen die Deutsch können.“

Er lächelt gewinnend. „Dann, später wollen die von der Regierung, dass jemand ihnen was über Frauen und so erzählt, jetzt nach Köln und so. Sie wissen schon: Die kennen das ja noch nicht so, wie es hier funktioniert. Ich meine, die kommen ja aus anderen Kulturen und da gibt’s das alles halt so nicht, ne?“

Er zwinkert strahlend. „Ich kann Deutsch als Fremdsprache nicht unterrichten“, sage ich. Er lächelt breit. „Sie sind so eine, Sie wollen Sachen richtig machen, perfektionistisch, sage ich mal. Aber sehen Sie: Eine Million sind jetzt hier und es werden nich weniger. So viele Lehrer für Deutsch gibt’s gar nich ... Da müssen alle ran, die quatschen können.“

Ich frage nach Einarbeitung, Lehrmaterialien, Einsatzort. Er schüttelt den Kopf. „Das macht mein Bruder. Ich mach nur die Gespräche. Sie könnten gleich starten?“ Ich wiederhole, dass ich nicht ohne Vorbereitungen auf absolute Beginner losgelassen werden könnte, und er winkt ab: „Die erste Woche ist eh Kennenlernen. Der Rest wird dann schon. Die Merkel hat uns die Suppe eingebrockt und wir müssen die jetzt alle zusammen auslöffeln. Sie wollen doch was Gutes tun, oder etwa nicht?“